1. BCD Schulung 2016 mit Joachim Sichma als Referent - Bonsai im Norden

Direkt zum Seiteninhalt















.


Die I. Schulungsmaßnahme des RV BIN – Bonsai im Norden


am 10.04.2016


begann durch den Referenten Joachim Sichma

zunächst mit folgenden Fragen:



• Wofür brauche ich Totholz?
• Was erreiche ich mit Totholz?
• Wieso stirbt ein Baum, oder Teile eines Baumes ab?
• Welche Bäume eignen sich für die Totholzbearbeitung?


Dies sollte am Ende der Schulung für alle Teilnehmer klar und das sinnvolle Anbringen von toten Ästen, Astresten, Phantomästen und Shari-Bereichen möglich sein.

Zunächst wurde besprochen, wie sich dies ohne menschliche Eingriffe in der Natur ereignet. Im Flachland kann der Ursprung des partiellen Absterbens Blitzeinschlag, Schädlings- und/oder Pilzbefall, Wildverbiss, Schattenwirkung, Überschwemmungen oder Trockenheit sein. Schnee, Lawinen, Steinschlag oder Sturm sind im Gebirge hauptsächlich dafür verantwortlich. Gute glaubwürdige Gestaltungen werden daher überwiegend an Nadelbäumen ausgeführt.

Joachim Sichma wies ganz besonders darauf hin, dass bei der Gestaltung von Jins oder Shari immer die Natur das Vorbild sein sollte. Anhand von Bildern mit Bäumen am natürlichen Standort arbeitete er die Besonderheiten heraus, auf die bei Gestaltung und Pflege das Augenmerk gelegt werden sollte. Hierbei spielten die verschiedenen Stadien der Holzalterung bzw. Zersetzung (Entrindung, Faserrisse durch Witterungseinfluss, Schuppenbildung des Holzes und die Verrottung) eine große Rolle. Der Referent machte an vielen Beispielen sehr deutlich, welches Stadium zunächst ohne Schutz- oder Konservierungsmaßnahmen angestrebt werden sollte und ab wann ein Schutz des toten Holzes zwingend erforderlich wird. Wie und mit welchen Mitteln dies umgesetzt werden kann, bekamen die Schulungsteilnehmer ebenfalls vermittelt.

Im nächsten großen theoretischen Schulungsteil ging es darum, wie und womit die Bearbeitung der gewünschten Totholzbereiche ausgeführt wird. Hierfür gibt es eine Menge technischer Hilfsmittel, die sinnvoll und weniger sinnvoll eingesetzt werden können. Die elektrischen Werkzeuge vom Dremel über Makita bis zur Bohrmaschine konnten sich die Teilnehmer ansehen und auch hinsichtlich des Gewichts und der Handhabungsmöglichkeiten in die Hand nehmen.

Der Referent arbeitete besonders die Möglichkeiten der Handarbeit und die dadurch erzielbaren feinen Strukturen durch Faserabrisse hervor. In diesem Zusammenhang wurden auch die Eigenschaften des Holzes von vielen Baumarten besprochen, die für die Totholzbearbeitung geeignet sind. Geeignete Werkzeuge für die Handarbeit sind Jinzange, Spaltzange, Stechbeitel etc. Joachim Sichma hatte auch diese Werkzeuge ausgelegt, so dass sich jeder Schulungsteilnehmer ansehen konnte, welche Werkzeuge zur Grundausstattung gehören sollten und was ggf. noch sinnvoll im eigenen Werkzeugkoffer ergänzt werden könnte.

Dass gute Ergebnisse bei der Totholzbearbeitung ein erhebliches Maß an Zeit und Kraft erfordern können, machte Joachim Sichma ebenfalls klar. Nur wer hier Sorgfalt, Detailarbeit und Augenmaß einsetzt, kann ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Deshalb sollte sich nicht jeder sofort auf seinen Bonsai stürzen und mit den Arbeiten beginnen, sondern sich an Übungsmaterial von Baumteilen an die Techniken herantasten und Erfahrungen sammeln. Denn hier gilt ganz besonders „only practise makes perfekt“.

Vor allen diesen Arbeiten steht aber die feste Fixierung des Baumes im Topf. Nur wenn gewährleistet ist, dass beim Brechen oder Reißen von Ästen oder den sonstigen Arbeiten die Wurzeln in der Bonsaischale nicht geschädigt werden, nimmt der Bonsai keinen Schaden.
Arbeiten mit Brennern am bearbeiteten Holz erfordern einen Schutz der lebenden Baumpartien durch Alu-Bleche und feuchte Tücher.

Nach einer Mittagspause durften die Teilnehmer im praktischen Teil an den vom Referenten mitgebrachten Kiefernstücken das erworbene oder vorhandene theoretische Wissen ausprobieren. Die Vorgaben von Joachim Sichma waren, Jins und Shari herauszuarbeiten. Voller Enthusiasmus wurden Äste herausgerissen, Fasern gezogen, gefräst, abgebrannt und gebürstet. Die Ergebnisse wurden besprochen und weitere Verfeinerungstechniken aufgezeigt. Am Schluss dieses Teils musste ordentlich Holzabfall zusammengefegt und entsorgt werden.

Auch die Besprechungen der mitgebrachten Bäume kamen im praktischen Teil nicht zu kurz. Dies war wieder sehr lehrreich für alle und für die Besitzer der Bäume eine Möglichkeit, anhand der aufgezeigten Möglichkeiten, ihren Bonsai weiter zu verbessern.

Natürlich gab es aus dem Teilnehmerkreis ebenfalls einige „weise Ratschläge“. Der beste des Tages war: „ da hättest du dir im Arboretum aber einen besseren Baum klauen können“.

Joachim Sichma konnte vermitteln, dass mit gut ausgeführten Arbeiten beim Totholz ein hoher ästhetischer Eindruck am Bonsai erzielt werden kann, der Alter, Würde und den Kampf mit der Natur suggeriert. Damit schloss sich der Kreis zu den am Anfang gestellten Fragen.

Alle Teilnehmer waren sich einig: Super Referent, tolles Thema, gelungene Schulung.
Danke BCD!
Zurück zum Seiteninhalt